GR20 Korsika Unterwegs auf der steinigen Insel

 

Abenteuer GR 20 !!  Im Sommer 2019 machte ich meine “kleine” Wanderung  von Calenzana nach Conca, in 13 Tagen einmal quer durch Korsika.

Der GR 20 zählt zu den schwersten Fernwanderwegen Europas. Ca. 12500 Höhenmeter, unwegsames Gelände, stundenlange Auf- bzw. Abstiege, kleine Kletterpassagen, ein schwerer Rucksack und die teilweise brütende Sommerhitze. Man wird allerdings jeden Tag mit unglaublich schöner Landschaft, tollen Leuten und schmackhaftem Essen belohnt.

Im folgenden Artikel erfahren Sie von meinem Trip durch Korsika. Alle Tipps und Erfahrungen sind komplett ohne Gewähr. 🙂

Zu meiner Packliste gelangen Sie hier, und zu den getesteten Vaude Produkten kommen Sie hier (der Vaude Test erscheint in Kürze).

WER BIN ICH ÜBERHAUPT

Hi, mein Name ist Fabian und ich bin 21 Jahre jung. Wenn ich nicht gerade in Korsika über die Berge hüpfe, könnt Ihr mich bei Sport Ludwig in Schweinfurt antreffen. Hier bin ich im Bereich Webdesign, Bergsport, Wandern und Trekking unterwegs. In meiner Freizeit gehe ich leidenschaftliche gerne raus in die Natur. Dort findet Ihr mich beim wandern, Mountainbike fahren, bushcraften oder beim fotografieren.

DER WEG AN SICH

Immer auf der Jagd nach den rot-weißen Markierungen.

Der GR 20 ist sehr gut mit rot-weißen Markierungen gekennzeichnet. Verlaufen habe ich mich nur ganz selten und wenn, dann nur kurz. Ich war weder mit GPS Gerät noch mit Karte unterwegs. Mein einziges Hilfsmittel war der Rother Wanderführer, mit dem ich auch sehr gut zurecht kam. Bis auf die Kartenzeichnungen, die teilweise etwas verwirrend sind, kann ich den Wanderführer jedem empfehlen.

Der abwechslungsreiche Weg bietet alles, von weiten Wiesenhängen, über Blockfelder, bis hin zu steilen Abstiegen, die mit Ketten gesichert sind. Wer eine Menge Gepäck dabei hat, sollte auf jeden Fall gute Wanderstöcke mitnehmen. Durch diese werden Knie, Bandscheiben und Muskulatur erheblich entlastet (meine Stöcke). Außerdem möchte ich euch noch gute Wanderschuhe mit griffigem Profil ans Herz legen. Der GR 20 hat einige  leichte Kletterpassagen und glatte Felsen, die man überschreiten muss. Deshalb ist richtiges Schuhwerk ein Muss. Ich persönlich habe bei höherem Rucksackgewicht öfter mal das Problem, dass ich umknicke, weshalb ich stabile, knöchelhohe Stiefel bevorzuge (meine Wanderschuhe).

HÜTTEN & SCHLAFPLÄTZE

5 Sterne Luxus mal anders.

Schlafmöglichkeiten

Die beliebteste und günstigste Art  den GR20 zu laufen, ist wohl mit dem eigenen Zelt. (An den Hütten muss man immer einen Zeltplatz mieten. Der Preis liegt zwischen 7€ und 9€). Wie man meiner Packliste  entnehmen kann, hatte ich eine ähnliche Version dabei (Tarp, kleiner Zeltboden, Schnur). Auf meine nächste große Tour werde ich aber höchstwahrscheinlich auf ein Ultraleicht Zelt zurückgreifen. Man hat damit etwas mehr Privatsphäre und ist besser vor Regen und Wind geschützt.

Wer Gewicht und Zeit sparen will, kann sich an fast allen Hütten ein Zelt (sind dort schon aufgebaut) mieten. In den Zelten befinden sich meist zwei Isomatten. An manchen Tagen war ich abends so kaputt von der Wanderung, dass ich keine Lust mehr hatte mein Tarp zu spannen. Ich habe mir dann für ca. 18€ (7€ für den Platz und 11€ für das Zelt) ein Zelt gemietet.

Es gibt auch noch die Möglichkeit in den Hütten zu schlafen. Das sollte man meines Wissens aber immer vorher über das Internet reservieren. Diese Schlafplätze sind aber oft sehr spartanisch und ich bevorzuge eindeutig das Zelt. In ein paar Hütten gab es auch Probleme mit Bettwanzen in den Schlafsälen und die Wanderer mussten dann sowieso in ein Leihzelt umziehen.

Die letzte Option ist das Campen in freier Natur. Wild campen ist auf dem GR 20 aber ausdrücklich verboten. Wer erwischt wird, muss eine saftige Strafe zahlen. Ich habe auf dem GR 20 zwei coole Berliner getroffen, die das aber nicht gestört hat. Sie hatten dadurch wohl die meiste Ruhe und konnten an sehr schönen Plätzen schlafen. Ich bitte aber jeden, der wild campen in Betracht zieht, nehmt euren Müll mit und macht auf keinen Fall Feuer. Für den Notfall gibt es aber auch auf jeder Etappe Biwakplätze, oft sogar an einer Quelle.

Zu den Hütten

Die Hütten sind meist sehr einfach ausgestattet. Aber sie haben alles, was ein echter Trekker braucht. Bier, frisches Wasser, Toiletten und meist lauwarme Duschen. Ein paar wenige Hütten haben sogar Strom für die Wanderer, oder man kann für kleines Geld das Handy mit einer Powerbank laden. Ganz selten gibt es sogar die Möglichkeit mit EC-Karte zu zahlen. Ansonsten ist nur Bares Wahres.

VERPFLEGUNG

Nahrung

Man kann natürlich, so wie ich, Essen für die komplette Tour mitnehmen, aber die schönere und vor allem leichtere Variante ist, Verpflegung nach zu kaufen. Der Hauptanteil am Gewicht meines Rucksackes waren die Nahrungsmittel, die ich dabei hatte. (komplette Liste finden Sie in der Packliste) Man spart zwar einiges an Geld, wenn man alles von daheim mitbringt, auch weil Korsika und vor allem die Hütten nicht gerade günstig sind. Aber ob das die Plackerei aufwiegt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde es nicht nochmal so machen. An so gut wie allen Hütten gibt es kleine Lebensmittel Depots, wo man das Nötigste bekommt. Jede Hütte bietet auch Frühstück und Abendessen an. Frühstück ca. 9 € und Menü am Abend ca. 20 €. Die Preise sind von Hütte zu Hütte unterschiedlich. Das Frühstück habe ich nie in Anspruch genommen. Mir wurde aber von Wanderkollegen berichtet, dass es meist sehr einfach, aber ausreichend war (Baguette, Kekse, Marmelade, Obst).

Die paar Abendessen, die ich auf den Hütten zu mir genommen habe, waren sehr gut. Meist gab es eine Vorspeise, Hauptgericht und eine kleine Nachspeise. Wo man unbedingt für ein Abendessen einkehren sollte, ist beim Refuge de l´Onda. Dort gibt es für  22 € ein tolles vegetarisches Menü. Es beinhaltet eine Suppe, eine sehr leckere Lasagne, 6 Monate gereiften Schimmelkäse für die Mutigen und eine Mousse au Chocolat.

Wasser

Wasser würde ich ungefiltert nur an den Hütten und aus gekennzeichneten Quellen trinken. Eine Engländerin die ich getroffen habe, hat Wasser aus einem Bach getrunken. Am Abend hatte sie dann Magenschmerzen. Ob die Schmerzen vom Wasser kamen weiß ich nicht, ich persönlich würde aber nichts unnötig riskieren. Sonst war die Trinkwassersituation (Stand August 2019) sehr gut und ich habe immer ausreichend Wasser an den Quellen vorgefunden. Getrunken habe ich 3-4 Liter Wasser täglich, wobei ich  meinen Wasservorrat immer unterwegs ergänzt habe. Einen Wasserfilter oder Tabletten hatte ich nicht dabei, und hätte ich auch nicht benötigt.

Bilder vom Essen

WEtter

13 Tage nur Sonnenschein,

aber weil das ja nicht immer so ist und das Wetter in den Bergen schnell mal seine Meinung ändert, sollte man auf alle Kapriolen vorbereitet sein. Letztes Jahr, so erzählte mir ein Franzose, hatte es bei seiner 1. GR 20 Wanderung fast jeden Tag geregnet, was die Tour nochmal schwieriger machte. Die Bekleidung und restliche Ausrüstung sollte also gut vor Regen und auch Kälte schützen. Meinen Test zu den mitgeführten Vaude Produkten finden Sie hier (erscheint in Kürze). Beachten sollten man auch, dass es in den Bergen nachts, trotz heißer Temperaturen am Tag, kalt werden kann. Mein Schlafsack hatte Comforttemperatur von +16°. Ich hatte zwar immer meine gute Vaude Primaloftjacke an, würde das nächste Mal aber keinen Sommerschlafsack mehr wählen. Mit einem Schlafsack um die 0° Comfort sind Sie gut aufgestellt.

Tagsüber war es im August sehr, sehr warm. Der kleine Trick hier ist, immer spätestens um 6 Uhr zu starten, damit man der großen Hitze am Mittag aus dem Weg geht. So war ich dann meistens  gegen 13-15 Uhr an den Hütten und musste nur teilweise in der Hitze laufen.

Über das Wetter informiert man sich am besten noch mal genau auf den offiziellen Seiten. Beachten sollte man auch, dass in der Nebensaison nicht mehr alle Hütten offen sind und schon vereinzelt Schneefelder auf dem Weg liegen können.

LAND & LEUTE

Leute

Die Korsen sind ein nettes und fröhliches Völkchen. Das ist aber auch kein Wunder,bei der wunderschönen Umgebung. Dieser Satz trifft zumindest auf 99% der Korsen, die ich getroffen habe, zu. Ich habe nur 2 Hüttenwirte erlebt denen Ihr Monopol etwas zu Kopf gestiegen ist. Das waren aber beides Fälle, wo ich selbst nur Zeuge war und nicht Betroffener. Zu mir waren wirklich alle sehr nett, obwohl ich auf Französisch bis jetzt nur zwei Worte spreche (Bonjour und Merci). Mit Englisch kommt man meist sehr gut zurecht. In den Fällen, wo wirklich keiner Englisch gesprochen hat, verständigten wir uns immer irgendwie mit Hand und Fuß und einem Lächeln. Zu meinem Glück, war in dem Flugzeug mit dem ich geflogen bin ein Französischlehrer aus Münster, der mit mir die Nordetappe bis nach Vizzavona gelaufen ist. Er hat mir sehr geholfen und viel gedolmetscht.

Die Wanderer auf der Tour waren auch alle spitze. Ich durfte viele tolle Franzosen, Engländer, Belgier, Schweizer, Luxemburger und natürlich Deutsche kennen lernen. Ich bin in Deutschland alleine in den Flieger eingestiegen, angekommen in Conca bin ich aber mit vielen neuen Freunden und Erfahrungen. Der Weg ist hier definitiv das Ziel.

Landschaft

Wie schon erwähnt der GR20 ist landschaftlich sehr abwechslungsreich. Der Norden ist sehr rau und imposant, mit seinen hohen Bergen und vielen kleinen Kletterpassagen. Manche Gegenden im nördlichen Teil erinnern sehr an die schottischen Highlands, wenn im Hintergrund nicht die schroffen Felsgipfel wären. Im Süden dagegen erinnert die Landschaft an die Toscana . Die Bavella, Türme die sich auch im Süden befinden, erinnern sehr an die Dolomiten in Italien. Wahnsinnig viele tolle und traumhafte Ausblicke über die Berge bis zum Meer, einfach unvergesslich!

Eines meiner speziellen Highlights waren auf jeden Fall die Gumpen. Es gibt nicht viel, was schöner ist (außer vielleicht manche Korsinnen), als nach einer harten Tour in einer der glasklaren und eiskalten Gumpen zu schwimmen. Allein dafür ist der GR 20 schon einen Trip wert.

FAZIT

Sofort wieder!!! Der GR 20 war für mich zwar das Anstrengendste, was ich bis jetzt in meinem Leben gemacht habe, aber auch eines der schönsten Erlebnisse. Ich kann den GR 20 mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der sportlich, schwindelfrei und zäh ist.

Bedanken möchte ich mich bei allen, die ich auf und nach dem Weg kennen lernen durfte. Ohne euch wäre es nur halb so spaßig gewesen.

Falls jemand Fragen zu meiner Tour hat, oder Verbesserungsvorschläge machen möchte, kann mich gerne bei Sport Ludwig in Schweinfurt besuchen, wo ich mir die Kohle für meinen nächsten Trip erarbeiten darf! Oder hier eine Mail schreiben “fabian@sport-ludwig.de”

Wir sehen uns beim nächsten Abenteuer,

Fabi